Horst Wolfram Geißler

Der Wasserburger Ehrenbürger Dr. Horst-Wolfram Geißler wurde vor 30 Jahren in Wasserburg beigesetzt

Der „literarische Meisterzeichner“ der Bodenseelandschaft Dr. Horst Wolfram Geißler ist vor 30 Jahren - am 19. April 1983 – im Alter von fast 90 Jahren verstorben.

Geißlers Jugendjahre, die er in Weimar gleich oberhalb von Goethes Gartenhaus verbracht hatte, waren zweifellos geprägt vom Geist des großen deutschen Dichtervorbildes. 1912 zog er nach München, sehr zum Missfallen seines Vaters, der den Namen dieser Stadt mit unmäßigem Bierkonsum gleichsetzte.
1915 erschien Geißlers erster Roman Der letzte Biedermeier, ihm folgten Das Lied vom Wind und 1917 Der ewige Hochzeiter. Der magna cum laude zum Dr. phil. promovierte Akademiker war einige Jahre als Feuilletonredakteur bei der München-Augsburger-Abend-zeitung tätig, ehe er ein Leben als freier Schriftsteller vorzog.

Seine poetische Schöpfung lebt vor allem in der Person des Lieben Augustin weiter. In dieser Geschichte eines leichten Lebens hat der Dichter nicht nur dem Menschenschlag am Bodensee ein Denkmal gesetzt, sondern auch der zauberhaften Landschaft. Die erste greifbare Gestalt seines großen Romanprojektes, das in der bewegten Zeit Napoleons handeln sollte, war Frederike von Bretzenheim, die 17-jährige illegitime Tochter des bayerischen Kurfürsten Karl Theodor.

Nach dem Namen der Hauptperson des Romans musste Geißler allerdings länger suchen: Auf einem Wirtshausschild im Schwarzwald entdeckte er schließlich den passenden Namen Augustin Sumser. Horst Wolfram Geißler schuf einen liebenswürdigen, vom Schicksal arg gebeutelten Lebenskünstler. Hier ist wohl auch der tiefere Grund für den großen Erfolg dieses Romans eines leichten Lebens zu sehen: Das Versöhnliche und ebenso Tröstliche, das ihm innewohnt.

Dr. Horst Wolfram Geißler verglich den unerwarteten Erfolg, der seinem Lieben Augustin beschieden war, häufig mit einem Sechser im Lotto. Zwischenzeitlich wurde dieser Roman in viele Sprachen übersetzt und mehrere Millionen mal gedruckt.

Am 1. Juli 1983 wurde die Urne des Dichters auf dem Pfarrfriedhof bei der Sankt-Georgs-Kirche beigesetzt. Geistlicher Rat Berthold Grabs nahm damals in seiner Grabrede Bezug auf Geißlers Lebenswerk und auf seinen Lieben Augustin: „Die Heiterkeit der Landschaft und des Sees ist einprägsames Beispiel für die Güte und Milde Gottes und seiner Schöpfung. Der Einklang von Natur und Kultur bis hin zu den herrlichen Klosterkirchen unseres benediktinischen Umlandes finden sich wieder in Augustin Sumser und seinem erziehungsbeflissenen Lehrer, Pfarrer Knöpfle.

Dieses Lehrstück kann auch unserer hektischen und leistungs-orientierten Zeit immer wieder der Stachel sein, der uns antreibt, gelassen zu werden und nach jenem Licht Ausschau zu halten, das so variationsreich über dem Bodensee liegt und das Sinnbild des göttlichen Reichtums ist. Für diesen Dienst wollen wir Horst Wolfram Geißler danken und ihm die Fülle der ,Laetitia cum deo' , die ‘Freude mit und in Gott’ wünschen.

Im zweiten Stock des Museumsgebäudes ist eine Gedächtnisecke der ehrenden Erinnerung an den großen Schriftsteller, Ehrenbürger und Wohltäter der Gemeinde Wasserburg gewidmet.

Dr. Horst Wolfram Geißler sagte einmal: „Das Glück liegt selten in der Gegenwart, sondern mehr in unserer Erinnerung an die Vergangenheit oder in der Hoffnung auf die Zukunft - wenn es wirklich einmal mit der Gegenwart zusammenfällt, dann ist uns, als ob wir träumten“.

Fridolin Altweck, Ortsheimatpfleger