Frauenfülle – Aquarelle und Zeichnungen von Lisa Kölbl-Thiele (01.09. – 23.09. 2012)

Elf Jahre lang arbeitete Lisa Kölbl-Thiele als Lehrerin Textilarbeit, Werken und Kunsterziehung. Daneben studierte sie Kunstgeschichte und Kunstpädagogik in Würzburg, Weingarten und Augsburg. Seit 1997 ist sie Mitglied der Lindauer Künstlervereinigung und machte sich zwei Jahre später als freischaffende Künstlerin selbständig. 2005 wurde sie dann Mitglied im Internationalen Bodenseeclub (IBC). Im selben Jahr war Lisa Kölbl-Thiele Stipendiatin am Kolleg der Villa Vigoni in Loveno am Comersee.

Aus dem Jahr 2003 datiert der Beginn ihrer Kurstätigkeit u.a. am Hermann Hesse Museum in Montagnola im Tessin, in der städtischen Galerie „Alter Löwen“ in Pfullendorf, bei der Hector-Stiftung und an der Kinder- und Jugendakademie in Bad Waldsee.

2005 gründete sie dann ihre eigene Kunstwerkstatt in Lindau/Bodolz.

Ausstellungen ihrer Arbeiten führten die Künstlerin u.a. nach Augsburg, Konstanz, Überlingen, Ascona und Mailand. Ihre Bilder befinden sich bereits in öffentlichen und privaten Sammlungen.

Lisa Kölbl-Thiele
Lisa Kölbl-Thiele

Hauptmotiv der Ausstellung im „Museum im Malhaus“ in Wasserburg sind Frauen. Die Bilder sind zumeist gezeichnet und anschließend aquarelliert. Der Linienstil wirkt wie schnell und mit leichter Hand hingeworfen, bringt aber gekonnt und präzise aufs Papier, was am Motiv charakteristisch ist. Durch die langjährige und immer neue Beschäftigung mit der Zeichnung, oft mit suchendem Strich, entwickelte Lisa Kölbl-Thiele einen lockeren Stil, der zunächst keine starre Fixierung auf eine Linie hervorbrachte, sondern aus einem subtilen Strichgeflecht heraus Figuren und Gesichter auftauchen ließ.

Nach Radierung und Hochdruck war für die Künstlerin lange Zeit - neben Skizzen in Grafit, Kohle und Rötel - das Aquarell kombiniert mit Tusche das Mittel der Wahl, um menschliche Figur darzustellen. Ihre zunächst sehr poetische Frauenschar aus Hexen, Feen und Königinnen begann 1999 und mündete in verträumte Frauenakte, in denen sich eine rothaarige Frau im zarten Orange ihrer eigenen Haut frei, versonnen und mit sich zufrieden auf den Bildern zeigt. Die Aquarelle werden dominiert vom Farbklang blau und zinnoberrot. Als Untergrund hat Lisa Kölbl-Thiele Kupferdruckpapier, Japanpapier und Ingrespapier gewählt, wegen der teilweise samtig sinnlichen Wirkung der Farbe darauf und der weichen Farbverläufe erklärt sie, wenn sie gefragt wird. Dies war die Zeit des Stipendiums am Comersee und ist im zweiten Katalog der Malerin „Akte und Landschaften“ (2005) dokumentiert.

Es folgten Illustrationsaufträge und schließlich entstand ab 2005 eine Kunstfigur mit Namen „Carlotta“, eine sympathische rotbekleidete Dame. Diese Bilderserie trägt die Tempobezeichnungen aus der Musik im Titel und die Figur ist tatsächlich auch immer mit tänzerischem Gestus dargestellt. In den letzten fünf Jahren hat Lisa Kölbl-Thiele Frauen in verschiedenen Lebenssituationen festgehalten, immer mit liebevollem Blick und Sinn für Humor, nah an der Karikatur und doch ganz eigen.

Spannend ist es, die Künstlerin zu fragen, woher sie ihre vielen Themen nimmt. „Mitten aus dem Leben“ seien ihre Figuren so lautet die Antwort, aber es sind keine Porträts oder Abbilder lebender Personen. Eher denkt man bei diesen teilweise skurrilen Erscheinungen an Illustration im weitesten Sinn.

Norbert Elmar Mayer